Vom friedvollen Umgang mit dem inneren Kritiker. – PRAXISTEIL – (Teil 2)
Nur nicht auf den Leim gehen
In diesem Praxisteil zeige ich Ihnen, wie Sie Ihren inneren Kritiker erkennen und sich schützen können.
Der innere Kritiker:
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- sieht die Wirklichkeit verzerrt, d.h. er blendet Erfolge und positive Dinge aus und fokussiert sich nur auf das Negative.
- sieht nur schwarz/weiß.
- der innere Kritiker übertreibt maßlos.
- wiederholt sich wie eine alte Schallplatte. Immer wieder werden die gleichen Selbstvorwürfe abgespult.
- verallgemeinert und fällt pauschale Urteile: statt unser Verhalten in einer bestimmten Situation zu kritisieren (“Es mir nicht gelungen, das Streitgespräch mit meiner Kollegin zu entschärfen.”), bricht er den Stab über uns als ganze Person (“Ich bin einfach unfähig.”).
- misst mit zweierlei Maß und beurteilt Andere viel milder, als Sie selbst.
- überhaupt neigt er dazu, uns ständig mit anderen zu vergleichen und uns dabei schlecht aussehen zu lassen.
Was tun? Mit diesen 3 Schritten steigern Sie wieder ihr Selbstwertgefühl!
Verscheuchen lässt sich der Innere Kritiker nicht so leicht – und das wäre auch kontraproduktiv, schließlich ist er ein Teil unserer Persönlichkeit. Wir können ihn jedoch bändigen, einen friedvollen Umgang mit ihm finden und wieder selbst die Regie übernehmen.
Ist an seiner Kritik etwas dran, können wir prüfen, wie wir uns beim nächsten Mal anders verhalten können.
Ist seine Kritik jedoch nicht konstruktiv, probieren Sie künftig folgendes aus:
Schritt 1: Machen Sie sich den inneren Kritiker bewusst.
Statt sich einschüchtern zu lassen, begegnen Sie ihm wie ein neugieriges Kind. Werden Sie achtsam und gehen Sie in Kontakt mit ihrem inneren Kritiker:
- In welchen Situationen taucht er gewöhnlich auf?
- Wie spricht er mit Ihnen? Was sagt er genau?
- Wie fühlen Sie sich dabei?
Werden Sie sich be-wusst, dass Sie die Beobachterin/der Beobachter dieses strengen Teils sind und er nur ein Mitglied von vielen in Ihrem inneren Team ist, der sich lauter und deutlicher Gehör verschafft, als alle anderen Teammitglieder. Wollen Sie ihm weiterhin soviel Wichtigkeit beimessen?
Schritt 2: Notieren Sie die Kritikpunkte.
Notieren Sie die Kommentare und Vorwürfe Ihres inneren Kritikers und bemerken Sie, wie sich die immer gleichen Selbst-Verurteilungen wiederholen.
Es gibt nichts Neues, alle Gedanken sind nur recycled. Machen Sie sich klar, dass Sie nicht Ihre Gedanken sind.
Die auftauchenden Gedanken und Glaubenssätze lassen sich im Coaching z.B. mit “The Work of Byron Katie” sehr gut untersuchen und auflösen.
Schritt 3: Glauben Sie nicht alles, was er sagt!
Wenn Sie Ihr Selbstwertgefühl steigern möchten, müssen Sie beginnen, die Meinung des inneren Kritikers zu hinterfragen. Glauben Sie nicht alles, was Ihnen die innere Stimme suggeriert.
Wenn Sie aufgrund der Selbst-Vorwürfe schmerzliche Emotionen verspüren, machen Sie sich klar, dass die Qualität Ihrer Gefühle immer durch entsprechende Gedanken ausgelöst werden.
Unsere Gedanken bestimmen unsere Gefühle und stressvolle Gefühle sind quasi das Signalglöckchen, anhand derer ich be-merken kann, dass ich zuvor offensichtlich einen stressvollen Gedanken geglaubt habe.
Zusatz-Tipps, um einen anderen Umgang mit dem inneren Kritiker zu finden:
- Zweifeln Sie stets an seinen Kommentaren! Fragen Sie sich ernsthaft: “Ist das wirklich wahr?”
- Prüfen Sie in der jeweiligen Situation genau, ob er nicht wieder übertreibt, gute Dinge ausblendet und verallgemeinert. Begeben Sie sich z.B. auf Spurensuche, ob nicht auch das Gegenteil wahr sein könnte?
- Suchen Sie bewusst nach den Grau-Tönen, wenn er wieder in schwarz-weiss urteilt.
- Machen Sie sich bewusst, dass Sie Fehler machen dürfen. Fehler machen ist menschlich und ein Fehler heißt nicht, dass Sie grundsätzlich inkompetent sind.
- Nehmen Sie ihn nicht so ernst und albern sie ein bisschen mit ihm herum – “Ach, du schon wieder!“ oder äffen Sie ihn z.B. mit einer Donald-Duck-Stimme nach.
- Sagen Sie laut und deutlich “Stopp”, wenn er Grenzen überschreitet.
Teilen Sie gerne Ihre Erfahrungen mit uns – auf Facebook, als Kommentar zu diesem Blog oder in einer E-Mail an mich persönlich.
Wie ergeht es Ihnen mit Ihrem inneren Kritiker?